Der hebräische Text von Jesaja 54,7ff lässt zwei verschiedene Perspektiven anklingen. Einerseits spricht hier der Gott, der einen Bund mit dem Volk Israel geschlossen hat. Gott ist seinem Volk barmherzig und schenkt ihm schālom (d.h. Wohlergehen/Frieden/Heil). Gleichzeitig beschreibt der vorangehende Vers das Verhältnis zwischen Israel und seinem Gott im Bild der Beziehung zwischen einer verstoßenen Frau und dem Mann, der sie wieder aufnimmt. Die hebräischen Worte erhalten vor diesem Hintergrund einen anderen Klang.
Damit die beiden Perspektiven sich auch im Deutschen gegenseitig beleuchten können, haben wir uns für zwei verschiedene Übersetzungen entschieden. Die erste Übersetzung betont stärker die theologischen Zusammenhänge. Die zweite Fassung zeigt dagegen stärker, wie die hebräischen Worte in einer zwischenmenschlichen, nicht-theologischen Sprache verstanden werden können.
Erste Fassung:
7 „Nur einen kleinen Wimpernschlag lang habe ich dich allein gelassen,
doch mit großer Barmherzigkeit will ich dich zurück holen.
8 In einem Zornausbruch habe ich mein Gesicht vor dir verborgen, einen Wimpernschlag lang,
doch mit ewiger Gnade bin ich dir barmherzig“,
so sprach °unser Gott°, der dich befreit,
9 „denn so wie bei der Noahflut ist es für mich:
Darüber habe ich geschworen, dass die Noahflut die Erde nicht mehr überschwemmen soll.
Genauso habe ich geschworen, keinen Zorn mehr auf dich zu haben und dich nicht mehr anzufahren.
10 Ja, die Berge werden ihren Ort verlassen und die Hügel ins Wanken geraten –
aber meine Gnade wird dich nicht verlassen,
und der Bund meines Heils wird nicht ins Wanken geraten.“
So sprach °unser Gott°, der dir barmherzig ist.
Zweite Fassung:
7 „Nur einen kleinen Wimpernschlag lang habe ich dich allein gelassen,
doch mit großer Liebe will ich dich zurück holen.
8 In einem Zornausbruch habe ich mein Gesicht vor dir verborgen, einen Wimpernschlag lang,
doch mit immerwährender Zuneigung liebe ich dich“,
so sprach °unser Gott°, der dich befreit,
9 „denn so wie bei der Noahflut ist es für mich:
Darüber habe ich geschworen, dass die Noahflut die Erde nicht mehr überschwemmen soll.
Genauso habe ich geschworen, keinen Zorn mehr auf dich zu haben und dich nicht mehr anzufahren.
10 Ja, die Berge werden ihren Ort verlassen und die Hügel ins Wanken geraten –
aber meine Zuneigung wird dich nicht verlassen,
und der Bund meines Glücks wird nicht ins Wanken geraten.“
So sprach °unser Gott°, der dich liebt.
(Übersetzung: Barbara Wischhöfer und Olaf Jan Schmidt-Wischhöfer, 2008; http://amen-online.de/bibel/ )
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