22 Als er auf dem Areopag [1] stand, begann Paulus seine Rede:
"Geehrte Athener! Wie ich sehe, seid ihr allseits überaus religiös.
23 Beim Herumgehen sah ich mir nämlich eure Heiligtümer genau an. Dabei fand ich auch einen Altar mit der Inschrift: Einem unbekannten Gott.
Was ihr also noch nicht kennt und doch verehrt: Ich verkünde es euch heute.
24 Es ist der Gott [2], der die Welt geschaffen hat und alles in ihr. Dieser, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in mit Händen geschaffenen Tempeln.
25 Mit menschlichen Händen dient man ihm nicht, als ob er etwas nötig hätte. Er selbst ist es doch, der allen das Leben und den Atem gibt und alles übrige!
26 Auch schuf er aus einem einzigen Menschen alle Völker der Menschheit, die nun überall auf der Erdoberfläche wohnen. Er definierte die Zeiten und Grenzen ihrer Wohnungen.
27 Nun suchen sie den Gott, ob sie ihn denn ertasten und finden können. Und gewiss nicht fern ist er jedem einzelnen von uns!
28 Denn wir leben in ihm und bewegen uns in ihm und sind in ihm [3], ganz wie es auch einige eurer Dichter formuliert haben: In ihm nämlich liegt unser Ursprung. [4]
29 Und weil der Gott unser Ursprung ist, sollen wir nicht etwa meinen, dass das Göttliche Gold ähnelt und Silber und Stein, einem Kunstwerk oder dem Einfall eines Menschen.
30 Diese Zeiten der Unwissenheit hat der Gott geduldet, und darum lässt er den Menschen jetzt verkünden, dass alle allerorts umdenken sollen.
31 Denn er hat er einen Tag festgesetzt, an dem er über die Welt gerecht urteilen will, und hierfür einen Mann bestimmt. Allen hat er Grund zum Glauben gegeben, indem er ihn auferweckt hat von den Toten."
32 Als sie so über Toten-Auferstehung gehört hatten, spotteten die einen, und die anderen sagten: "Wir werden uns noch ein andermal anhören, was du darüber sagst."
33 So ging Paulus von ihnen fort.
34 Einige [5] aber schlossen sich ihm an und fanden zum Glauben. Unter diesen war auch der Ratsherr [6] Dionysios, und eine Frau namens Damaris, und außer ihnen noch weitere.
(Übersetzung: Barbara Wischhöfer und Olaf Jan Schmidt-Wischhöfer, 2008; http://amen-online.de/bibel/ )
Anmerkungen:
[1]
Der Areopag ist ein Hügel in der Näher der Akropolis, auf dem in der Antike das oberste Gericht von Athen tagte und auf dem sich auch sonst die angesehensten Männer der Stadt trafen (Foto des Areopag).
[2]
Das Neue Testament verwendet das Wort für Gott immer mit bestimmtem Artikel (der Gott) und betont damit, dass nicht von einem beliebigen Gott die Rede ist, sondern von dem einzigen und wahren. Die deutschen Sprache ist bereits stark von der Überzeugung geprägt, dass es nur einen Gott gibt. Daher wird das deutsche Wort Gott normalerweise wie ein Eigenname benutzt. In dieser Paulusrede, deren Zuhörer an mehrere Götter glaubten, übersetzen wir den Artikel ausnahmsweise mit.
[3]
Paulus zitiert hier aus dem Gedicht Cretica von Epimenides, aus dem auch das bekannte Paradoxon der lügenden Kreter stammt.
[4]
Paulus zitiert hier aus dem Gedicht Phaenomena von Aratus.
[5]
wörtlicher: Einige Männer ..., darunter auch ... eine Frau. Im Altgriechischen werden männliche Bezeichnungen sehr oft für beide Geschlechter verwendet. Daher kann an dieser Stelle eine Frau zu den Männern gerechnet werden.
[6]
Dionysios gehörte zu dem kleinen Kreis angesehener Bürger, die im obersten Gericht Stimmrecht hatten.
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